„Wenn der Wind jagt soll der Jäger nicht jagen!“ So heisst es angeblich. Jedenfalls schrieb mir das ein guter Jagdfreund als ich erneut auf dem Ansitz auf Sauen wartete. Der Wind war nicht nur unpassend hinsichtlich des Plans den ich mir gemacht hatte, sondern auch relativ stark. Dennoch sass ich auf dem Drückjagdbock, denn nach Hause auf die Couch kommen die Sauen ja nun definitiv nicht. Ich schaute immer wieder durch die Wärmebildkamera. Es war noch relativ früh am Abend einer Vollmondnacht. Da sah ich in einer Entfernung von etwa 700 Meter einen weissen Fleck. Da sich dieser aber immer entlang einer Hecke bewegte, konnte ich das Stück nicht sicher als Schwarzwild ansprechen. Das Bewegungsmuster sprach aber dafür und da der Wind sowieso beim Angehen des Drückjagdbockes plötzlich in einer Senke drehte und meinen Wind vermutlich voll in den Bestand drückte, beschloss ich, nachzusehen.
Ich packte also mein Zeug wieder ein und marschierte los. In etwa dort angekommen, wo ich das Stück zuletzt gesehen hatte, konnte ich aber nichts mehr ausmachen. Ich beschloss daher, den Maisacker einer Hecke entlang zu pirschen, um ein ganzes Stück weiter vorne auf eine Kanzel zu kommen. Der Wind kam zwar direkt von hinten, aber die Kanzel stand etwa 150 Meter weiter links und das Wild konnte auch gut von der anderen Seite einwechseln. Also pirschte ich im Schatten der Hecke, entlang der Maisstoppeln, die vom Mond taghell erleuchtete waren, weiter. Plötzlich zog direkt vor mir – auf vielleicht etwa 15 Meter Entfernung – eine einzelne Sau aus der Hecke auf den Maisacker. Ich dachte: „Ja klar, den hast vergrämt, der hat jetzt voll Wind bekommen“. Dennoch stellte ich den Pirschstock auf und die Waffe darauf. Durch die Wärmebildkamera hatte ich die Sau eindeutig als Keiler angesprochen. Tatsächlich blieb er mitten auf dem Maisacker auf etwa 80 Meter Entfernung stehen und ich konnte ihn erlegen.
Der Mitpächter hatte sich gerade erst hingesetzt als er meinen Schuss vernahm. Vom Ehrgeiz gepackt, wollte ich aber erstmal alleine versuchen, das erlegte Stück zu bergen. Ein ordentliches Vorhaben bei einer Sau, die 13kg schwerer ist als ich selbst und natürlich in einer Senke auf dem Maisacker in 15 Zentimeter Wasser liegt.
Ich war stolz wie sonstwas, nachdem es mir gelungen war, die Sau aus dem Wasser und bis zum Auto hochzuziehen. Dieses hatte ich, aus Sorge stecken zu bleiben, auf der Kuppe stehen lassen. Ich brach – mit der Taschenlampe im Mund – auf, weil mich meine Stirnlampe natürlich mal wieder im Stich gelassen hatte.
Nun wollte ich doch mal sehen, wie weit ich mit dem Heli (Heckträger) käme. Nachdem ich die Sau tatsächlich auf dem abgehängten und zur Schubkarre umfunktionierten Heli hatte, war ich bereits siegessicher. Aber nein, da machte mir der Heli einen Strich durch die Rechnung. Ohne Last lässt er sich problemlos an die Anhängerkupplung einhängen. Mit einer 65kg Sau, hat er sich verweigert. Bereits bei einer leichten Verkanntung lässt er sich nicht mehr einhängen. Nach vier Versuchen und versagenden Beinmuskeln, gab ich mürrisch auf und bat dann doch den Mitbegeher um Hilfe.
Wir brachten die Sau ins Kühlhaus und drei Tage später zerwirkten wir sie grob, sodass ich sie gut nach Hause transportieren konnte.
Manchmal klappts also doch auch bei starkem Wind und entgegen aller Logik.
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