Seitdem ich den Jagdschein gemacht habe ist die Bejagung des Fuchses ein immer wiederkehrendes Thema, welches ich innerlich mit mir selbst kontrovers diskutiere und diskutiert habe. Es standen und stehen sich auch gegenwärtig grundsätzlich zwei Positionen gegenüber: die Kenntnis über die Notwendigkeit einer (scharfen) Bejagung zum Arten- und Naturschutz weil natürliche Regelmechanismen in der „Räuber-Beute-Beziehung“ nicht mehr funktionieren. Andererseits das Erscheinungsbild des Fuchses, welches insbesondere bei Jungfüchsen durch das Kindchen-Schema angeborene Betreuungs- und Fürsorgereaktionen auslöst. Die Ähnlichkeit der körperlichen Merkmale eines Fuches mit denen meines Hundes macht das Ganze innerlich gar zu einem Kampf.
Ich weiß noch genau, wie ich letztes Jahr – seit ein paar Wochen im Besitz des Jagdscheines – das Angebot einer Erlegung eines Jungfuchses im Sommer dankend abgelehnt hatte.
Nun bin ich aber in die Jagdausübung „hineingewachsen“ und durfte viele Stücke Schalenwild erlegen. Ich erlebe mich selbst als Fleischjäger, ich schätze es sehr, mein „Biofleisch“ selbst erjagen zu dürfen. Sich in der Jagdausübung dann allerdings ausschliesslich den „Rosinen“ zuzuwenden, scheint mir nicht in Ordnung, jedenfalls für mich nicht. Denn es ist mir wichtig, die Jagd und die damit verbundenen Pflichten verantwortungsvoll auszuüben und dementsprechend auch unangenehme Aufgaben zu erfüllen.
Nun ist es mir im letzten Jagderlebnis vermutlich etwas leichter gemacht worden: Ich saß eines Abends auf Reh- und Schwarzwild an, als in 365 Meter Entfernung nacheinander zwei Elterntiere und drei Jungfüchse auf die Wiese traten. Einige Zeit später, etwa 165 Meter entfernt, weitere zwei Jungfüchse. Da die Distanz für einen sicheren Schuss für mich zu weit war und ich ohnehin auf Schwarzwild hoffen konnte, liess ich den Finger erstmal noch gerade. Ich begann jedoch intensiv über die Erlegung von Füchsen nachzudenken und mich neuerlich damit innerlich auseinanderzusetzen. Ich las erneut in Zeitschriften nach (z.B. in der deutschen Jagdzeitung) und studierte auch den Artikel des Deutschen Jagdverbandes „Ist das Küken glücklich, wenn der Fuchs es frisst?“, welcher sich mit Gegenpositionen der Fuchsbejagung auseinandersetzt.
Zwar jage ich in einem Hochwildrevier, darin befindet sich jedoch auch ein großer See mit entsprechend viel Flugwild. Mein Hochsitz befand sich genau an jenem Gewässer, sodass ich stundenlang den Einflug von Enten, Gänsen etc. betrachten und geniessen konnte. In Anbetracht der großen Anzahl von Füchsen, die ich nun auf so geringer Fläche ausgemacht hatte, befand ich es als meine Aufgabe, hier auch Füchse zu erlegen, sofern sich eine Gelegenheit böte.
Nunja, Gelegenheiten muss man sich wohl auch manchmal herbeiführen. So sass ich am nächsten Tag nach einem Gewitter auf dem Hochsitz, der genau über dem Fuchsbau stand und erlegte drei Jungfüchse.
Zunächst erschienen zwei, wovon ich einen erlegen konnte. Der erschrockene Blick der zweiten Fuches sollte für einige Zeit in meinem Gedächtnis sehr präsent bleiben.
Etwa eine halbe Stunde später, traten erneut zwei Füchse aus. Diesmal gelang es mir, beide zu erlegen. So musste wenigstens keiner irritert zurückbleiben.
Als ich zu den erlegten Füchsen herantrat fiel es mir schwer, nicht meinen Hund da liegen zu sehen. Ich musste mich schon konsequent an die Gründe meines Handelns erinnern. Es war mir ein großes Anliegen, den erlegten Kreaturen Respekt zu erweisen. Also legte ich sie nebeneinander auf die Strecke und positionierte – in Ermangelung waidgerechter Brüche – zumindest etwas „Schmückendes“ auf jedem Einzelnen.
Völlig undenkbar war für mich, die Füchse zu vergraben. Ich nahm sie alle mit und hoffe darauf, dass der Präparator möglichst viel davon verwerten kann. Ich würde mir wünschen, dass der Balg der Jungfüchse für Innenfutter einer Jacke verwendet werden könnte, so wie ein guter Jagdfreund von mir das empfahl und wie er es mit seinen immer macht. Sollte das nicht klappen, so wünsche ich mir zumindest die Lunten und die Haken als Erinnerung.