Heute war es soweit. Heute sollten sich die unzähligen Schießstandbesuche und das viele Training auszahlen.
Wir fuhren wie immer mit dem Geländewagen durch die wunderschöne namibische Landschaft. Auf meiner Wunschliste stand nach wie vor ein Warzenschweinkeiler, als Johny ein Zeichen gab und das Fahrzeug zum Stehen kam. Er sprang vom Wagen und deutete uns hektisch ebenfalls abzusteigen. Wir wussten beide nicht was er mit seinen Adleraugen wieder gesehen hatte. Vielleicht ein Hartebeest oder ein Oryx?
Eilig stieg ich hinterher und heftete mich an seine Fersen. Wir gingen einige Schritte in den Busch und als er durchs Fernglas schaute, flüsterte Thomas hinter mir: Warzenschwein auf 12 Uhr! Und tatsächlich, eine massige graue Gestalt, die Waffen konnte ich allerdings nicht sehen.
Johny sah sich um und wir versuchten näher dran zu kommen. Einige Meter weiter, sah ich ihn: das sind ja mal riesige Waffen! Und im selben Moment machten sich plötzlich drei Warzenschweine (ich hatte vorher nur eins gesehen) davon. Allerdings recht entspannt. Haben sie uns mitbekommen oder sind sie aus anderen Gründen von uns weg?
Egal, Johny zog entschlossen in geduckter Haltung im Schutz einiger Büsche hinterher und wir taten es ihm gleich. Aber leider: nichts mehr zu sehen. Aber Johnny schien sich sicher zu sein: sie sind noch da! Irgendwo da müssen sie noch sein und deutete dabei in die einzelnen Büsche vor uns. Wir pirschten noch ein paar Meter weiter in diese Richtung. Auf dem Weg dorthin checkte ich mein Zielfernrohr nochmal: sechsfach. Ich überlegte kurz und dachte mir wirklich noch: „eventuell passt es heute auch dann für einen sicheren Schuss wenn die Sau nicht verhofft“. Vielleicht war es auch sowas wie Intuition. Ich sagte zu mir selbst, wenn es passt dann „go“. Ich hatte das innere Bild gerade fertig gesponnen, da traten plötzlich aus dem Busch direkt vor uns drei Warzenschweine aus. Zwei links von dem großen Busch und eine rechts. Johny stellte sofort den Schiessstock auf und in dem Moment als ich die Waffe auf den Stock legen wollte und das Warzenschwein in der Verlängerung davon im Blick hatte, warf es auf und äugte zu uns rüber. Sofort war mir klar, dass ich niemals mehr zum Schuss käme, wenn ich das ganze über Stock versuchen würde. Also zog ich die Waffe wieder zu mir rüber, ging in den Anschlag und hatte das Schwein sofort im Glas. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Keiler schon abgedreht und ich sah ihn von hinten von uns weg beschleunigen. Ich blieb drauf und in dem Moment, als er nach links in die Richtung abdrehte, in die die anderen flüchteten, war ich mit dem Absehen vorne auf dem Blatt drauf und die Kugel schoss aus dem Lauf. Ohne dass ich überlegt hätte ob ich schießen will, ob es passt oder wieviel ich vorhalten müsste oder sonst irgendwas. Plötzlich lief das von ganz alleine. Es war genauso wie mir meine erfahrenen Jagdfreunde immer gesagt haben: wenn´s soweit ist machst du das intuitiv richtig.
Ich war sofort 100-prozentig sicher, dass das Schwein Schuss hat und ich war auch sicher, gut abgekommen zu sein. Alle drei Sauen flüchteten nach links und wir hörten eine Rumpeln und Krachen in einem Busch, etwa 60 Meter vor uns. Ich war mir sicher, dass der Keiler dort schlegelte und – als es still wurde – verendetet war. Aber irgendwas war doch komisch und wir rannten alle drei sofort hinterher. In Namibia wird nicht erst gewartet nach dem Schuss. Denn wenn ein Warzenschwein einmal im Bau ist, dann wird man das Stück niemals wieder da rausbekommen. Auch mit einem Hund nicht. Also hinterher!
Ich glaube ich war in meinem Leben selten derart „wach“ und „on alert“ wie zu diesem Zeitpunkt. Adrenalin pur. Jederzeit bereit, nochmal nachzuschießen, falls der Keiler aus einem Busch hervor käme. Ich folgte Johny, der bereits wieder einen Plan hatte und die Situation anders eingeschätzt hatte als mein Jagdfreund und ich. Er begann, sich die Fährten anzusehen und ging – ohne einen Tropfen Schweiß gefunden zu haben – der Wundfährte nach. Afrikanische „Tracker“ wie sie hier genannt werden haben eine Gabe, Fährten zu lesen, das ist ohne Worte. Und wenn man so etwas noch nie gesehen hat, kann man’s auch kaum glauben. Johny folgte also den Fährten von drei Sauen wovon eine Schuss hatte, da war auch er sicher. Nach etwa 150 Metern fand er ein etwa ein Zentimeter großes Stück Muskelfleisch und vermutete, ich könnte etwas zu weit hinten abgekommen sein. Dies hielt auch ich selbst für möglich, obwohl ich beim Schuss ein sehr gutes Gefühl hatte. Er ging die Fährte weiter und an einer Stelle erklärte er mir, welches welche Fährte ist. Thomas und ich schauten uns nur schulterzuckend an. Johny holte plötzlich ein Taschentuch raus und markierte eine Stelle. Hier habe sich die kranke Sau von den anderen getrennt. Aha. Ok. Er wollte aber nun einen Hund holen. „Ja macht Sinn“, dachten wir. Einige Zeit später blitze der weiße Geländewagen auf und der Fahrer Toni stieg aus und holte „Keila“ von der Ladefläche. Er gab ihr noch Wasser und spritzte ihr die Schnauze nass wegen der trockenen Luft. Abends bei einem Bier hatte man uns auch erklärt, dass die besten deutschen Nachsuchenhunde hier keine Chance hätten bei diesen ganz anderen klimatischen Verhältnissen.
„Keila“ hängte sich am Anschuss sofort in die Halsung und wusste offensichtlich ganz genau was Sache ist. Einige Meter später wurde sie geschnallt. So schnell wie sie losrannte, konnte ich nicht einmal mein Handy aus der Tasche holen. Nase halbhoch, und nach etwa zehn Sekunden und einer Fährte von geschätzten 300-400 Metern stand sie beim Keiler.
Unfassbar! Absolut ungläubig rannten wir alle dahin und ich konnte es kaum fassen. DA lag mein Warzenschweinkeiler. Ein sehr altes Stück, einseitig war die Waffe abgebrochen. Ich hatte also nicht den starken Keiler, den Johny zuerst gesehen hatte erlegt, sondern einen anderen, sehr alten Keiler. Als Trophäe vielleicht nicht so spektakulär, aber natürlich sehr interessant. Und das Erlebnis war unglaublich aufregend und hat nachhaltig Eindruck bei mir hinterlassen.
Ich war tatsächlich etwas weit hinten abgekommen, der Winkel hatte aber so gepasst, dass die Kugel in die Kammer eindrang. Danke Namibia, für diese Selbstvertrauen stärkende Erfahrung! Und danke „Keila“, du bist eine Heldin! Ohne dich wären wir aufgeschmissen gewesen.
Für den interessierten Leser auch hier noch ein paar Zahlen, Daten, Fakten:
Ein Trophäenpaket kostet 2800 Euro. Darin enthalten sind alle Abschüsse (zwei Oryxantilopen, ein Zebra, ein Warzenschweinkeiler, eine rote Kuhantilope und ein Streifengnu). Es ist auch möglich, dass sich zwei Jäger ein Paket teilen. Im Paket enthalten ist auch die Abholung und das Hinbringen von und zum Flughafen, ein Doppelzimmer, die komplette Verpflegung (inklusive aller Getränke). Außerdem ist bei der Buchung eines Pakets eine Begleitperson inklusive (beide Personen teilen sich dann ein Doppelzimmer aber Transfer, Verpflegung, Unterkunft ist für die Begleitperson kostenlos).
Ein Selektionspaket kostet ebenfalls 2800 Euro. Darin enthalten sind dieselben Möglichkeiten und Leistungen wie oben beschrieben, aber neun Abschüsse von Selektionswild (fünf Oryx, zwei rote Kuhantilopen, eine Elandantilope und ein Warzenschwein)
Abgesehen von den Paketen kann auch zusätzlich zum Paket oder ohne Paket ganz einfach nach Preisliste gejagt werden. Diese Liste steht natürlich auch auf der Homepage von Otjere Wildlife Safaris (www.otjere.com)
Wer Fragen hat, kann sich gerne an mich wenden. Wer sogar ebenfalls 6 Tage in den Himmel und buchen möchte, kann mir ebenfalls gerne Bescheid geben. Es ist dann möglich, einen Nachlass von 100 Euro zu bekommen, wenn ihr mir eine E-Mail schreibt und bei der Buchung das Codewort „TriggerDiary“ angebt.
Hinweis: dieser Beitrag ist unterstützt durch Produktplatzierung und beinhaltet Werbung
Ein Gedanke zu “Namibia: mein „erstes Mal“”